Ein Besuch in Kosta, Boda oder Örrefors lohnt sich immer.

Wer sich für die weltweit bekannte Glaskunst der schwedischen Glaskünstler interessiert, für den ist Fagerhult der ideale Ausgangspunkt.

Der Weg zu den Glashütten führt durch die Idylle der småländischen Landschaft. Immer neue Wolken ziehen heran und werden durch die stärker werdende Sonne wieder aufgelöst. Vorbei führt der weg an tiefen Wäldern, beschaulichen Ortschaften und oftmals auch an zauberhaft restaurierten Holzhäuschen. Mit ihrer rot / weißen Farbe lassen sie sofort die Kinderbucherinnerungen an Astrid Lindgrens kleine Helden wach werden lassen.

Sitzt dort im Schuppen Michel aus Lönneberga und wartet bis die Wut des Vaters verraucht ist?
Das kleine Mädchen dort auf dem Fahrrad hat doch eine gewisse Ähnlichkeit mit Lotta!

Die Kunst des Glasblasens hat in dieser Region seit über 100 Jahren Tradition. Von den vielen ehemaligen Glashütten sind nur noch wenige geblieben. Das Handwerk des Glasblasens orientierte sich anfangs an den Bedürfnissen der damaligen Zeit. Es wurden Einmachgläser gebraucht, um in der kargen Zeit so leidlich über die Runden zu kommen. Die Not war derzeit oft so groß, dass viele Bewohner Smålands ihr Heimatland verließen um in Amerika ihr Glück zu suchen. Längst haben automatisiere Fabriken die Produktion von Gebrauchsglas übernommen und auch das Überleben der Glaskunst ist nicht gesichert. In anderen Ländern kann man billiger produzieren.

Bei einem Rundgang durch die Glashütte wollen wir mehr über Technik und Kunstfertigkeit erfahren.

Laut und heiß ist es in der Halle. Ventilatoren verquirlen die Luft. Ein langes Eisenrohr liegt auf einem Gestell und am vorderen Ende wabbert eine zähe Masse. Eine junge Frau greift zu einem verkohlen Holzschöpfer, gibt dieser unförmigen Masse durch Drehung schon eine gewisse Form, während  am anderen Ende des Eisenrohrs durch einen Zweiten durch wenige Atemstöße ein vasenähnliches Gefäß entsteht. Wenig später verschwindet es durch eine Klappe in dem rotglühenden Brennofen. Jetzt ist Zeit um kurz zu verschnaufen und mit den Kollegen den nächsten Arbeitsgang zu besprechen. Bei dem Rundgang erfahren wir, dass 7 Personen mit unterschiedlichem  Fachwissen notwendig sind, um ein Weinglas herzustellen.
Es wird geblasen, geschöpft, gezogen, geschnitten, gemischt und geschliffen.

Beim anschließenden Gang durch die Ausstellungsräume, erklären sich somit die Preise für diese Kunstwerke von selbst. Wir erstehen aber doch noch eine unglaublich schwere Vase,  die mit winzigen Lufteinschlüssen  die strenge Qualitätskontrolle nicht überstanden hat, zu einem der Urlaubskasse angemessenen Preis.

Dann machen wir uns auf den Heimweg zu unserem Ferienhaus. Die Straßen sind auch in der Haupturlaubszeit so erholsam leer und die Wolken haben den Kampf gegen die Sommersonne endgültig verloren.

Es erwartet uns ein småländischer Sommerabend der Spitzenklasse.

Text: Wolfgang Preuss(on)


Wer selber einmal die eine oder andere Glasbläserei (Glasbruk) besichtigen möchte findet auf der Portal-Seite des Glasreiches alle relevanten Informationen:

Willkommen im Glasreich